Karbener LiteraturTreff e.V.



Thema: Humor in der Literatur
Ort: Gaststätte "Bei Anna"
Zeit: 19.30 - 21.15
Anwesende: 22 Personen

Herr Thomas begrüßt die Gäste zum ersten Mal an einem Mittwochabend wieder in unserem traditionellen Lokal "Bei Anna". Es erwartet uns heute Abend ein bunter Reigen mit humorigen Darbietungen.
Beginnen wird Herr Böhner mit zwei Geschichten von S. Lenz. "Eine Liebe in Masuren" trifft den Holzfäller Josef Kriszan wie ein Blitz, als er der Wäscherin Katharina Knack beim Waschen am Fluss begegnet. Sofort läuft er zum Pfarrer und bittet ihn um einen Taufschein für die Hochzeit. Nachdem er einige Arbeiten für den Geistlichen erledigt hat, nähert er sich Katharina schweigend. Doch nach einigen zaghaften Annäherungsversuchen mit Lakritze willigt sie in die Hochzeit ein.
Die zweite Geschichte handelt vom "Geist der Mirabelle". Feddersen war nach dem Genuss von Mirabellenschnaps, den er von den Früchten seines Baumes braute, ziemlich unzurechenbar. Eines Abends zerschlug er daher beim Skatspielen den Tisch und meinte, der Arzt müsse den Patienten versorgen. Der Doktor kam, reparierte den Tisch und stellte sein Honorar über 112 Mark. Daraufhin fällte er den Baum.
Herr Thomas liest uns ein Kapitel aus "Deutschland , ein Wintermärchen" von H. Heine vor. Heine überlegt, was wäre, wenn die Römer die Hermannsschlacht im Teutoburger Wald gewonnen hätten. Dann hätten die Städte und Landschaften alle römische Namen.
Ein kurzes Gedicht über den "Bumerang" von Eugen Roth trägt Frau Brüning vor.
Ein kulinarisches Streitgespräch zwischen Essig und Öl, verfasst von Rosie Enslin und vorgetragen von Rosie und Walter Enslin macht uns klar, welche Vorzüge jede Essenz hat. Auch die heilende Wirkung von Öl wird erwähnt. So streiten die Beiden in der Nacht vor einem Fest, bis die Köchin am nächsten Morgen Essig und Öl zu einer Vinaigrette vermischt.
Herr Mattner trägt Gedichte von Ringelnatz (*1883) vor, die den Zuhörer mit einer Pointe überraschen. "Die Schnupftabaksdose" geschnitzt von Friedrich dem Großen, wird vom Holzwurm zerfressen. Spiegel und Lampe streiten um ihre Schönheit. Der Spiegel bekommt einen Riss, die Lampe verrußt. "Im Park" steht ein Reh am Baum, das aus der Nähe gesehen aus Gips ist.
Aus der fast vergessenen "Halunkenpostille" von Fritz Grasshoff (*1913) liest Herr Thomas den Text "Das Objekt im Grab". Im Bregenzer Dom macht der Kastellan Führungen und schildert das Leben der schönen Gräfin im Sarkophag. Um sein Salaire etwas aufzubessern, verkauft er Körperteile der Gräfin, z.B. einen Finger, einen Schlüsselbeinknochen etc. "Die letzte Möglichkeit" ist für den Sträfling Nettelbeck eine Zugtoilette. Nach 10 Jahren Haft kann er endlich fliehen, wird von der Polizei im Zug verfolgt und in der Toilette entdeckt. Es bleibt ihm nur die Flucht durch die Kloröhre. "Die Winde des Herrn Prunzenschütz" sind übermächtig. Der Ritter kann mit einem Winddonner sogar die gegnerischen Soldaten niederstrecken.
Herr Landmesser hat Gedichte von Heinz Erhardt (*1909 in Riga, + 1979 in Hamburg) vorbereitet. Er wuchs bei seinen Großeltern auf. Der Großvater hatte ein Musikhaus und brachte ihm das Klavierspielen bei. 1935 heiratete er die Tochter eines italienischen Konsuls. Er arbeitete als Moderator beim Radio, trat im "Kabarett der Komiker" in Berlin auf und wurde als Klavierspieler zur Marine eingezogen. Seine größten Erfolge feierte er ab 1957 in zahlreichen Filmen. Als Komiker , Musiker, Schauspieler und Dichter erhielt er viele Ehrungen. Sein Humor beruht auf Wortspielen und verdrehten Redewendungen. Wir hören von Herrn Landmesser die Gedichte "Das Unwetter, der Fischer, der Stier, die Mauritius, der Berg". Auch die Geschichte von "Mariechen", das im Keller Sauerkraut holen soll und dabei träumt , einen Mann zu treffen ,der sie heiratet, zeigt typischen Erhardt-Humor.
Herr Mainert weist mit dem Gedicht "Aufschub" von Eugen Roth darauf hin, dass der Tod es auch nicht immer leicht hat. Die moderne Medizin verwehrt ihm den Zugriff.
Herr Hoppe berichtet von Christian Morgenstern (*1871 in München, +1914 in Untermais). Er war Dichter , Schriftsteller und Übersetzer. Bewundernswerterweise trägt Herr Hoppe alle Gedichte auswendig vor. Er beginnt mit dem "großen Lalula", das nur aus inhaltsleeren Silben besteht. Die humoristischen Kindergedichte des Tierweltfotografen Klaus Burrmann erzählen von Tieren, denen er auf seiner Afrikareise begegnet ist wie "Der Walfisch, das wilde Nashorn, ein Löw und eine Löwin, der Marabu, das Krokodil im Nil, im Eichbaum sitzt der Uhumann" Die Gedichte über Palmström hat Herr Hoppe mit eigenen Werken ergänzt, wie Palmströms Huhn, Zoobesuch, unter einer Palme".
Rosie Enslin liest humorvolle selbst verfassteTexte vor , wie "Hermine und Hormone", gemeint ist die platonische und die erotische Liebe. "Wie man sich bettet" erzählt von Schlafgewohnheiten mit zunehmendem Alter - mit 20 Pritsche, mit 40 breite Liege, mit 60 Einzelbett. "Die schielende Heidi" ist eine Ratte im Leipziger Zoo mit Silberblick und "Zwei tierische Ausreißer" erzählt von einem Schaf namens Randy. Auch die musikalische Umrahmung , vorgetragen von Rosie und Walter Enslin, kommt nicht zu kurz. So hören wir ein spanisches Lied mit einem Dialog zwischen dem Fischer und seiner Frau, "Die Schlacht am kalten Buffet" und ein Lied aus den 50er Jahren von Rosita Serano.

Herr Thomas dankt allen Akteuren für den gelungenen Abend und weist auf unser nächstes Treffen hin
am 29. Februar 2012 "Bei Anna" zum Thema "Fontane"

Renate Gasser