Karbener LiteraturTreff e.V.



Thema: Heinrich Heine
Ort: KUHtelier. Groß-Karben
Zeit: 19.30 - 21.45 Uhr
Anwesende: 41 Personen

Herr Thomas begrüßt die Gäste, unter denen zahlreiche neue Gesichter zu sehen sind. Er weist auf Literatur zu Heine hin und empfiehlt die Biografie von Lev Kopelew, sowie ein Buch ‚Essen und Trinken mit H. Heine'. Eingebettet in die Biografie Heines, die von Herrn Thomas referiert wird, hören wir seine Gedichte. So beginnt Herr Landmesser mit Liebesgedichten aus seiner romantischen Epoche - Im wunderschönen Monat Mai ... Saphire sind die Augen dein... uva. Die Gedichte Schmetterling, Alte Rose, vorgetragen von Frau Enslin, lassen Heines ironischen Zug erkennen.
Auch die von Frau Weishäupl ausgewählten Gedichte Zum Hausfrieden und Am Teetisch enden mit einer sarkastischen Pointe. Harry Heine wurde 1797 als Sohn des jüdischen Tuchkaufmanns Samson Heine in Düsseldorf geboren. 1816 trat er in Hamburg als Volontär in das Bankhaus seines Onkels Salomon Heine ein. Dieser finanzierte ihm die Eröffnung eines Tuchwaren- geschäftes, das aber kurze Zeit darauf insolvent war. Heine begann in Bonn ein Jurastudium, widmete sich aber mehr seiner Liebe zum Schreiben. 1820 schrieb er sich in Göttingen ein. Bald darauf musste er wegen einer Duellaffäre - ein Kommilitone hatte ihn wegen seines Judentums beleidigt - die Stadt verlassen. Über Göttingen äußerte er sich später in seiner Harzreise voller Sarkasmus und Ironie. 1821 immatrikulierte er sich an der Berliner Universität.
Herr Enslin liest Heines Eindrücke von der Stadt vor, die er bei seinen Spaziergängen gewonnen hat. Im März 1824 reiste Heine nach Göttingen und unternahm eine Wanderung durch den Harz. Seinen Reisebericht schrieb er in seiner Harzreise nieder, seinem ersten großen Publikumserfolg.
Das erste Gedicht aus dem Buch trägt uns Frau Bohn vor.1825 promovierte er in Göttingen zum Doktor der Rechte und trat zum Christentum über. Er bezeichnete die Taufe als Entreebillet zur europäischen Kultur. Doch als getaufter Jude fand er nicht uneingeschränkt Akzeptanz. So entwickelte sich ein Streit mit dem Dichter August von Platen. Infolgedessen erhielt er auch nicht die erhoffte Professur an der Münchner Universität und er beschloss, als freischaffender Künstler seinen Unterhalt zu verdienen. Das bekannteste Gedicht Die Loreley erschien in einem Gedichtband.
Herr Enslin singt uns einfühlsam die Verse zur Gitarre. Zunehmend weicht der romantische Ton zynisch-ironischen Äußerungen.Ein Beispiel Das Fräulein stand am Meere
Mein Fräulein ! Sein sie munter,
Und seufzte lang und bang.
das ist ein altes Stück,
Es rührte sie so sehre
hier vorne geht sie unter
Der Sonnenuntergang.
Und kehrt von hinten zurück.
1831 übersiedelte er nach Paris, weil er in Deutschland zunehmend angefeindet und zensiert wurde. Zeitlebens sehnte er sich nach seinem Heimatland, das er nur noch zweimal wiedersah. Er arbeitete in Paris als Auslandskorrespondent für die Augsburger Allgemeine Zeitung und traf alle Größen der europäischen Kulturszene. Erfasst von einer wahren Schaffenswut, schrieb er politische Artikel, Denkschriften, Gedichte und Prosa. Zur Religion und Philosophie verfasste er hellseherische Texte 100 Jahre vor der Machtergreifung Hitlers. Ähnlich wie bei Platen spielten in der Auseinandersetzung mit seinem früheren Freund Ludwig Börne persönliche Animositäten eine Rolle. Heine sah sich als freier Journalist und Schriftsteller, Börne vertrat das radikal-republikanische Gedankengut. 1841 heiratete er Augustine Mirat, genannt Mathilde, eine einfache, lebenslustige Frau. 1843 und 1844 reiste er nach Deutschland und traf seine alte Mutter sowie seinen Verleger Campe. Nach dem Tod seines Onkels Salomon brach zwischen dessen Sohn Carl und Heine ein langer Erbschaftsstreit aus. Mitte der 1840er Jahre erschienen Atta Troll und Deutschland. Ein Wintermärchen. Äußerst bissig kommentiert er die kirchlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse Deutschlands. Wir hören von einer CD Caput I, II,IV. Auch beschäftigte er sich mit dem Elend der neu entstandenen Arbeiterklasse und verfasste Die schlesischen Weber. Trotz seiner freundschaftlichen Beziehungen zu Marx und Engels hatte er eine kritische Einstellung zur marxistischen Philosophie, weil er die Zerstörung des europäischen Kulturgutes befürchtete. 1848 erlitt er einen gesundheitlichen Zusammenbruch, seine Gesundheit verschlechterte sich zunehmend und er war bis zu seinem Tod ans Bett gefesselt. Trotz seines Leidens in der Matratzengruft verlor er nicht seinen Humor, erhielt viele Besuche und war schriftstellerisch tätig. In dem Gedicht Lazarus IV überdachte er sein Leben und bedauert, dass er vieles versäumt hat. Am 17. Februar 1856 starb Heine in Paris und wurde auf dem Friedhof Montmartre beerdigt. Heinrich Heine gilt als letzter Dichter der Romantik und zugleich als deren Überwinder. Er machte die Alltagssprache lyrikfähig und erhob den Reisebericht und das Feuilleton zur Kunstform. Nach seinem Tod war seine Akzeptanz sehr ambivalent. Dieser deutsche Dichter lebte in Frankreich und kritisierte aus der Ferne sein geliebtes Heimatland, für das er die französischen Ziele Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit erstrebenswert hielt. Seit 1972 wird eine Heine-Preis verliehen, mit dem zuletzt Habermas geehrt wurde. Die musikalische Umrahmung hat Herr Enslin gestaltet mit drei Liedern, begleitet von seiner Gitarre - das Lied von der ‚Loreley', ein Lied von Felicitas Kuckuck ‚ Es führt über den Main' und die Verse von Heine ‚Leise zieht durch mein Gemüt'.
Herr Thomas dankt für das Interesse und die Beteiligung und weist auf die nächste Veranstaltung hin: Jugend Literatur-Preisträger der OVAG am 31. Oktober 2012

Renate Gasser